Theater Lindenhof / marks&schleker
Portraitiert im Dokumentarfilm "Blickwechsel - Publika und Politiken der Darstellenden Künste"
Raus aufs Land, rein in die Natur. Auf Schusters Rappen erwandern wir eine große Alb-Hochwiese umgeben von Wald. Wir erkunden diesen abgelegenen Ort, die Landschaft und die Themen, die sich darum ranken. In verschiedenen Stationen am Weg begegnet uns das Mensch-Natur-Verhältnis in all seinen Schattierungen.
Natur fasziniert uns, wir suchen sie, finden sie aber doch kaum. Nichts ist noch urwüchsig, alles ist Kulturlandschaft. Die menschliche Hand ist überall sichtbar. Auf der Suche nach dem Geist der Natur finden wir vor allem Spuren, die wir hinterlassen haben. Was können sie uns erzählen, über den Mensch und seine Rolle auf der Weltbühne? Was können uns Wanderer, Bauer, Jäger, Baumbarde und Holzfäller, Klimaaktivistin, Vogelstimmenlauscher und Waldbadende vermitteln? Was möchten uns Wiese, Wald und Wind, das Reh, der Vogel oder die Bäume auf der Lichtung sagen? Der Mensch bewundert und fürchtet die Natur. Seit jeher bewegt er sich in diesem Spannungsfeld. Er ist ihr Nutznießer, ihr Gestalter, ihr Schützer und ihr Vernichter. Die Natur antwortet, reagiert. Wer spielt letztendlich die Hauptrolle in diesem Welttheater?
Wir laden Sie ein zu einem Theater der Sinne, zum Theater des Staunens, zum Theater der großen Bilder, zu einer poetisch-atmosphärischen Natur-Theater-Wanderung auf eine zauberhafte Alb-Hochwiese, um unseren Blick zu weiten.
Konzept & Regie: marks&schleker
Texte: Silvie Marks, Johannes Schleker, Franz Xaver Ott
Bühne & Kostüm: Anna Jacobi
Musik: Schlagzeugklassen der JMS von Sven Edler und Joachim Gröschel, Bernhard Mohl
Dramaturgie: Franz Xaver Ott
Produktionsassistenz: Frieder Anders
Regiehospitanz: Lilia Unger
Spieldauer: ca. 3 Stunden mit Pausensituation
Premiere: 17. Juni 2023
Pressestimmen
Das Theater Lindenhof präsentiert mit „Auf offener Lichtung“ eine faszinierende Theaterwanderung, die das Publikum auf eine Reise durch Natur und Gesellschaft
mitnimmt. […] Mit einer gelungenen Mischung aus Poesie, Ironie und starken Szenen gelingt es dem Ensemble, das Publikum zu berühren, zum Nachdenken anzuregen und den Blick auf unsere Rolle in der
Welt zu erweitern. Die Inszenierung findet an mehr als acht Spielorten statt, die geschickt über die Lichtung verteilt sind. Jeder Spielort hat seinen eigenen Charme und fügt sich nahtlos in das
Gesamtgeschehen ein. […] Das Stück bietet mehr als nur Unterhaltung. Das Stück mündet in einem kraftvollen Abschlussfest der Naturgeister, das zum Umdenken aufruft und die Verantwortung des
Menschen für sein Handeln betont. Mit „Auf offener Lichtung“ gelingt dem Lindenhof eine zauberhafte Theaterwanderung, die mit ihrer Mischung aus Gesellschaftskritik, poetischer Atmosphäre und
starken Szenen beeindruckt. (René Wolff)
Schwarzwälder Bote, 19.06.2023
Sie treten hervor aus dem Dickicht der Wälder, sie kommen den Zuschauern entgegen, über die Weite der Wiese, sie tragen rätselhafte, erschreckende Masken. Sie sind Kräfte der Natur und Kultur, sie konfrontieren den Menschen mit der Welt, sind Spiegelbilder und Chiffren; sie feiern das Ende des Menschen, so wie er war, bis jetzt, läuten eine Zeitenwende ein – und dann verschwinden sie wieder, im Wald. Wer am Samstagabend mit dem Theater Lindenhof hinauszog in die Natur oberhalb von Salmendingen, der erlebte Wunder. „Auf offener Lichtung“ hat der Lindenhof seine Natur-Theater-Wanderung genannt; sie dauert mehr als drei Stunden, sie macht aus Zuschauern Beteiligte, die Ausdauer zeigen müssen, sie stellt Fragen, lässt Bilder entstehen, lässt Zustände zu Wort kommen. Fakten, Einfälle, Emotionen, Wut und Zukunftsangst, Ironie, Poesie erfüllen die Flure. Man wandert, man schaut, man denkt, man staunt. […] Die Wiese, der Wald, die weite Fläche, die kleinen schattigen Winkel werden vom Theater Lindenhof fantastisch bespielt, Zuschauer beständig in neue Szenarien verwickelt. […] Die Zuschauer erleben die Natur als das große Andere, vom Menschen verdrängt, vergessen; nun spricht es zu ihnen, sprengt das Theater ein Narrativ, vom weißen Mann geschaffen, der allem einen Platz zuweisen will: „Hört uns an. Wir bleiben, solange ihr uns lasst. Und müssten nicht so sprechen als »wir« und »ihr«, wenn nicht der Mensch selbst das so erfunden hätte, uns, als euer gegenüber“. Es gibt eine Pause, in der die Theaterwanderer sich niederlassen auf der großen Wiese und ihren hoffentlich mitgebrachten Proviant verzehren. Zuletzt feiert das Ensemble sein Fest, auf einer Bühne, auf der großen Lichtung. […] Das Publikum steht, betroffen, überwältigt, und blickt den Schauspielern nach, die über die Weite der Lichtung davonschreiten, verschwinden, im Wald. (Thomas Morawitzky)
Reutlinger Generalanzeiger, 19.06.2023
Wie der Titel des Stücks „Auf offener Lichtung“ bereits verrät, wird sie zur Bühne und zum Mittelpunkt der dreistündigen Theaterwanderung in der Nähe des Köbele
bei Salmendingen. Inhaltlich fernab jeder Trivialität ist das Stück zunächst etwas verwirrend, Konzentration von der ersten Minute an gefordert. Das Verhältnis von Mensch und Natur wird darin in
unterschiedlichen Facetten beleuchtet und die Abhängigkeit klar benannt: Die Natur braucht den Menschen nicht, sondern der Mensch die Natur, die er fortwährend zerstört. Ein Trommelwirbel
eröffnet das Abschiedsfest der Menschheit. Immer schneller, immer bedrohlicher vermittelt die Musik die Endzeitstimmung, die zugleich zum Neuanfang wird. Wir sind von Bäumen umgeben, die
Abendsonne hüllt die Wiese in ein goldenes Licht. Sie alle haben uns gewarnt: die Tiere und Pflanzen, die in einer Formation auf der Bühne stehen. Die Natur erhebt ihre Stimme und hält der
Menschheit einen Spiegel vor. Das Stück trägt erstaunlich weit, bleibt spannend, ist zuweilen poetisch und düster. Die Tragik birgt aber auch humoristische und plakative Elemente, etwa wenn das
Publikum am Rande der Lichtung zwei vermummte Gestalten entdeckt, die Obstbäume mit bunten Staubwedeln bearbeiten. Die Inszenierung fordert das Publikum, verstört, legt den Finger in die
Wunde. Was rüberkommt: Das Zerstörungswerk unserer Lebensgrundlagen ist längst eskalierte Wirklichkeit. (Sophie Holzäpfel)
Schwäbisches Tagblatt, 19.06.2023